Pferdestall bauen
Dein eigener Stall? Ist das ein Gedanke, der Dir nicht mehr aus dem Kopf geht ? Der Traum, Dich wirklich selber, um Dein Pferd zu kümmern, anstatt es in fremde Hände, also einen Pensionsstall, zu geben.
Im Pensionsstall bist Du oft auf das Wohlwollen und Pferdeverständnis von den Leuten dort angewiesen und nicht selten sind Pferdebesitzer und die Betreiber eines Pensionsstalles in vielen Bereichen, die Dein Pferd betreffen, total unterschiedlicher Meinung.
Die Qualität des Heus ist oft ein Streitpunkt, wann und wie oft die Pferde auf die Weide dürfen, oder ganz simpel wie sauber ein Stall sein muss, damit es Deinem Pferd gut geht. Oder es gibt mal wieder Stress mit den netten Reiterdamen, die manchmal lieber im Stall stehen und über die anderen tratschen als selber etwas mit ihrem Pferd zu machen.
Die Möglichkeiten der Themen sind unendlich und meist kannst Du nur wählen zu akzeptieren oder den Stall zu wechseln.
Da klingt die Idee sehr verlockend, selber einen Offenstall bauen zu können und es dann so richtig gut für Dein Pferd zu machen. Ich werde Dir die Dinge aufzeigen, die Du für den Bau und den Betrieb eines eigenen Pferdestalls beachten solltest.
Offenstall vs Auslaufbox
Was bedeutet Offenstallhaltung?
Ein Offenstall ist eine vor Wind und Witterung geschützte Fläche für mehrere Pferde.
Der Zugang zum Außenbereich ist (fast) immer möglich, und die Pferde können selber entscheiden, ob Sie unterm Sternenhimmel oder lieber im Pferdestall sein möchten. Da die Pferde in einer Gemeinschaft leben, in der einzelne Pferde auch mal Schutz oder Ruhe brauchen. Der Offenstall oder Gruppenstall bietet Flächen zum Liegen und immer auch die Möglichkeit, dass Pferde voreinander flüchten können (mehrere oder sehr breite Ausgänge).
Was man sonst noch beachten sollte
❶ Die sogenannten Kranken- oder Integrationsflächen. Krankheit oder schlicht zur Integration von neuen Herdenmitgliedern, braucht es Bereiche, die abtrennbar sind! Die Integration eines neuen Pferdes kann von wenigen Tagen bis mehreren Wochen gehen kann.
❷ Der Bereich um den Stall herum sollte matschfrei sein und im Idealfall unterschiedliche Untergründe bieten.
❸ Es ist nicht jedes Pferd geeignet, in einer Gruppe im Offenstall zu leben.
❹ Für alte, eingeschränkte( kranke) oder rangniedere Pferde kann das auch Stress bedeuten.
❺ Ebenso ist häufiger Wechsel innerhalb der Gruppe ein Stressfaktor.
❻ Außerdem steht und fällt das Ganze mit der Größe der Gruppe und dem zur Verfügung stehenden Raum. Ein Offenstall für Gruppenhaltung braucht nämlich nicht weniger Platz, als wenn man die Pferde einzeln unterbringt.
Der Offenstall wird derzeit als pferdegerechteste Art der Haltung betrachtet, da die Pferde uneingeschränkten Kontakt zu anderen Pferden haben und sich deutlich mehr bewegen können.
Vorteile von Offenstall:
Du hast einen sehr ausgeglichenen Freizeitpartner, der nicht bei jedem Fünkchen explodiert!
Wenn Du ein Offenstall bauen möchtest, bietet dies auch noch Anreize, sich viel mehr zu bewegen als in einem normalen Stall. Die Stehzeit in einer normalen Box beträgt durchschnittlich 60%. Die Stehzeit von freilebenden Pferden etwa 20%. Hier kommt die bewegungsfreie Zeit im Offenstall mit 23% schon sehr nahe heran. Was das für ein Bewegungstier wie ein Pferd bedeutet kann sich jeder denken. ( Quelle: Pferderevue)
Was bedeutet Auslaufbox oder Paddockbox ?
Die Box ohne Auslauf möchte ich hier gar nicht mehr aufführen, weil zum Glück immer mehr Menschen erkennen, dass das nicht die Haltung sein kann, mit der man dem Pferd gerecht werden kann. Ich habe die Hoffnung für die Pferde, dass es das in einigen Jahren vielleicht gar nicht mehr geben wird.
Eine Auslaufbox ist ein Stall für ein oder zwei Pferde mit der Möglichkeit zu freiem Zugang zu einem umzäunten Außenbereich.
Was man sonst noch beachten sollte
❶ Auch hier sollte der Außenbereich wieder matschfreien Untergrund bieten.
❷ Auch hier hat das Pferd die Möglichkeit, so oft wie möglich draußen sein zu können.
Vorteile von Auslaufbox
Licht, Luft und das Wetter machen Pferde robuster als wenn sie den ganzen Tag in einem Stall sein müssten.
Einen Pferdestall bauen
Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: ❶ Feste Baute ❷ Weidezelt für Pferde
Feste Baute
Du wohnst so, dass Du Weiden direkt vor dem Haus hast und auf Deinem Grundstück ist noch Platz, um einen Stall zu bauen (und evtl ein Weidezaun bauen zu können)? Das wird dann eine richtige dauerhafte, feste Baute und braucht eine Baugenehmigung.
—» Generell ist zu klären, ob in der Bauzone, in der sich das Grundstück befindet, Pferdehaltung überhaupt erlaubt ist! Wie komplex das Ganze wird, hängt auch davon ab, in welcher Bauzone sich das Grundstück befindet, auf dem Du den Stall bauen möchtest.
In diesem Fall rate ich Dir, die Hilfe einer Fachperson (Architekt) bei zu ziehen. Außerdem bist Du gut beraten, vorher ein nettes Gespräch mit Deinen Nachbarn über Dein Vorhaben zu führen. Viele Menschen möchten nicht vor vollendete Tatsache gestellt werden und sind viel kooperativer, wenn man vorher mit ihnen spricht.
Es geht aber auch einfacher :-)….
Fahrbare Weidehütten oder Weidezelte
Sind ein Unterstand für Pferde können somit als temporäre Baute gelten und benötigen im Normalfall keine Baubewilligung! Voraussetzung: Sie müssen jederzeit verschiebbar oder abbaubar sein.
Auf diese beiden Möglichkeiten möchte ich näher eingehen und Deinen Stall rundherum aufbauen.
► Wir nehmen mal die Situation an, dass Du kein eigenes Grundstück zur Verfügung hast, sondern Flächen bei einem Bauern pachten musst.Exemplarisch möchte ich Dir hier das eine oder andere Produkt auf Deinem Rundgang zeigen.
Wie viel Platz braucht ein Pferd im Pferdestall?
Die gesetzliche Mindestgröße hängt vom Stockmaß des Pferdes ab und soll nur als Orientierungshilfe gelten! Darüber hinaus sind Dir keine Grenzen gesetzt.
Mindestfläche: 2x Widerristhöhe² (zum Quadrat)
Mindestraumhöhe: 2,30m-2,70m (auch wieder abhängig vom Stockmaß der Pferde)
Wie groß soll der Auslauf sein?
Für zwei Pferde in Gruppenhaltung mindestens 150 m², jedes weiteres Pferd mindestens weitere 40m².
❗Ein Teil dieses Auslaufes ( zB. rund um den Stall) sollte befestigten Untergrund haben, also mit Paddockplatten ausgelegt sein, damit sich die Fläche bei Regen nicht in ein Schlammfeld verwandelt.
❗Matsch, der mit Bakterien versetzt ist, ist sehr schädlich für die Hufe.
Weitere Einsatzmöglichkeiten für Paddockplatten: Laufwege im Paddock Trail, Liegeflächen im Aussenbereich oder rund um Heuraufen.
Ein gutes Buch zum Thema: Das Matsch-Buch für Pferdehalter: Paddocks und Laufwege erfolgreich befestigen
Studien haben ergeben, dass ab 300 m² Bewegungsfläche pro Pferd die Aggressionen untereinander stark abnehmen.
► Der ideale Umgebungsbereich bietet verschiedene Untergründe, die die Hufe unterschiedlich stimulieren!
► Ideal sind hier zB. Mergelflächen (0/4 Mischung) und Bereiche mit unterschiedlich großen Kiesdurchmessern (Körnungen) (z.B. 4/8er Mischung)
Sand ist meiner Meinung nach nicht ideal, da sehr starker Abrieb der Hufe möglich ist. Außerdem empfinde ich Sand auf Dauer nicht als besonders hygienisch.
Wie viel Weide braucht ein Pferd ?
Die Mindestfläche sind 500 m² pro Pferd. Hier gilt aber: Je mehr desto besser!
► Ideales Weidemanagement kann bei 1ha pro Pferd umgesetzt werden.
Dann kannst Du eine sinnvolle Weidebewirtschaftung starten und hast immer Wechselweiden und im Herbst/Winter auch “Fludderweide” (Weiden, die auch bei schlechtem Wetter genutzt werden, dadurch vetrampelt werden und im Frühjahr dann neu angesät werden)
—» Alles weitere findest Du unter dem Thema: Pferdeweide «—
Wie sieht ein Offenstall aus ?
Dieses simple Konzeptbild zeigt, wie Du ein Offenstall bauen könntest:
In der Ecke: Der Stall als fahrbare Weidehütte oder Weidezelt, an drei Seite geschlossen.
Idealerweise ist die Weidehütte so positioniert, dass die offene Seite auf der windabgewandten Seite zur Hauptwindrichtung liegt.
Die Grundstücksfläche ist rechteckig und Du baust zwei Zäune auf, um möglichst viel Bewegung ins Spiel zu bringen (Paddocktrail).
In der Mitte liegt die Weidefläche, die nicht immer zugänglich ist
Drumherum geht der Trail oder Pfad. Der kann unterschiedlich breit sein, hat auch mal eine Mulde (Wasserloch) oder einen Baumstamm im Weg.
Schaffe so viele Bewegungsanreize wie möglich, damit eine Pferde beschäftigt sind. Das kann zum Beispiel heißen, dass Du die Heunetze ab und zu am entferntesten Punkt aufhängst, damit sie sich bewegen müssen, wenn sie Heu durch den Tag möchten.
Die Stalleinrichtung
Lagerflächen
Du brauchst zusätzlich regengeschützte Flächen, um Dein Heu und Stroh, Material, Arbeitsgeräte und Reitsachen unterzubringen.
Vor allem die Sättel sollten sicher und trocken aufbewahrt werden. Dafür bietet sich ein abschließbarer Sattelschrank an.
Licht und Wasser
Bevor Du ein Pferdestall bauen willst, sollte idealerweise ein Wasseranschluss vorhanden sein.
► Pferde benötigen pro Tag zwischen 30 und 60 Liter sauberes Wasser.
Außerdem möchtest Du das eine oder andere mit Wasser abspülen, Dein Pferd abspritzen, etc.
Im Winter musst Du sicherstellen, dass das Wasser nicht einfriert!
Die Luxuslösung sind frostsichere Tränken mit Rohrbegleitheizungen. Falls Du keinen Wasseranschluss hast, gibt es mobile Weidetränken und Du bringst das Wasser einfach mit. Idealerweise hat Dein Stall einen Stromanschluss. Falls nicht, kannst Du Dir mit einem Solarpanel weiterhelfen.
Liegeflächen
Wenn Du es Deinem Pferd sehr angenehm machen möchtest, dann richtest Du Liegeflächen im Stall ein, die aus besonderen Boxenmatten / Stallmatten bestehen.
Diese sind gut zu reinigen, besonders weich und dämmen auch die Kälte vom Boden ein wenig. Das ist aber bereits die Kür.
Windschutz
Wichtig vor dem eigentlichen Offenstall bauen ist es, dass der Stall, den Pferden Schutz vor Wind und Wittterung bietet. Pferde vertragen ohne weiteres tiefe Temperaturen im Winter und bekommen als natürlichen Schutz unglaublich dickes Winterfell.
❗ Durchzug ist aber für die Gesundheit des Pferdes schädlich.
Den kannst Du sehr gut verhindern, indem Du einen Streifenvorhang (Lamellenvorhang) vor die Ausgänge hängst. So kann das Pferd ungehindert rein und raus und es zieht nicht mehr durch die offene Stalltür.
Weiter oben liegende, offene Bereiche können mit Windschutznetzen einfach geschlossen werden.
Die Krankenbox
Im Offenstall ist es notwendig, dass Du ein krankes Pferd jederzeit von den anderen Pferden abtrennen kannst.
Da man direkt im Stallbereich keinen Strom zur Abtrennung/Einzäunung verwenden darf, ist das einfachste Bauteil ein Weidepanel, das modulartig zu einer Kranken-/oder Integrationsbox im eigentlichen Stall aufgestellt werden kann.
Die Mistabfuhr
Hier musst Du eine Lösung suchen, wie der Mist gelagert und regelmäßig abgeführt werden kann.
- Eine Möglichkeit ist ein kleiner Anhänger, der einfach regelmäßig abgeholt werden kann.
- Oder frag am besten bei den umliegenden Landwirten nach, die nehmen den Pferdemist oft sehr gerne.
Der Stallalltag
(Wo)-Manpower
Bedenke vor dem Pferdestall bauen, dass ein eigener Stall Arbeit braucht und es verlangt Dir zeitliche Zuverlässigkeit ab.
- Du musst bereit sein, mindestens zweimal am Tag Arbeiten wie Misten, Füttern und die ganzen kleinen Sachen drumherum zu erledigen. Und das bevor Du Dein Pferd gepflegt und bewegt hast.
Das macht viel Freude und bringt Dir eine viel innigere Beziehung zu Deinem Pferd, aber es ist auch anstrengend. Daher mein dringender Rat: Such Dir mindestens eine zweite Person, die noch verantwortlich ist und teilt Euch den Stall, die Freude und alle Arbeit….
Fütterung
Pferde fressen in der freien Wildbahn zwischen 16 und 20 Stunden am Tag kleine und kleinste Mengen Raufutter und bewegen sich dabei bis zu 30 km.
Fresspausen von mehr als vier Stunden gelten als ungesund für das Pferd, weil in der Zeit weiter Magensäure produziert wird, aber kein Speichel , der der Pufferung dieser Säure dient. (Quelle : iwest)
—» Viele unserer domestizierten Pferde haben daher leider Magengeschwüre.
Buch zum Thema Heufütterung: Heufütterung im Offenstall
—» Die Fressdauer im Stall lässt sich durch engmaschige Heunetze deutlich verlängern. Die kann man an entweder aufhängen oder über die Heuraufe spannen.
Die Luxusvariante sind automatische Futterautomaten, die in regelmäßigen Abständen (Zeitschaltuhr) immer wieder kleine Mengen Heu freigeben.
Oder auch hier wieder die simpelste Variante, Heunetz mehrmals am Tag befüllen.
Wie oft zum Pferd?
❗Hier ist klar, Du musst mindestens immer dann, wenn das Pferd gefüttert werden muss, zum Pferd. Das heißt mehrmals täglich. Du musst es auf die Weide bringen und wieder herunterholen. —» Also je näher Du dein Offenstall baust, desto besser und einfacher wird es.
Futterautomaten, automatische Weidetore und andere praktische Helfer verlängern nur den Abstand Deines benötigten Einsatzes.
❗Bevor Du Dich also ins Abenteuer stürzt, unbedingt eine Alternative für den Fall organisieren, dass Du mal krank bist oder wieder mal ein Wochenende irgendwo hin möchtest.
Materialtransport
Heu und Stroh wird Dir idealerweise geliefert. Hier sind aber oft Mindestabnahmemengen erforderlich, die Du vielleicht gar nicht lagern kannst, weil Dir die Fläche fehlt.
In dem Fall ist Deine Alternative, das Material selber abzuholen. Auch hier ist ein kleiner PKW-Anhänger Gold wert. Oder natürlich Dein Pferdetransporter (oder der der Freundin).
Ein eigener Stall macht enorm kreativ und erfinderisch…
Zusammenfassung – Pferdestall bauen
- Weideland an einer für Euch idealen Stelle pachten. Gut wäre es, wenn es Wasser in unmittelbarer Umgebung gibt und die Weidefläche auch einige Bäume für den Schatten bietet.
- Fahrbare Weidehütten oder Weidezelte gelten als temporäre Bauten, die keine Baubewilligung brauchen, so lange sie innerhalb kurzer Zeit um einige Meter verschiebbar sind.
- Neben dem Wind- und Wetterschutz für die Pferde braucht es noch eine Möglichkeit, das Heu trocken aufzubewahren. Denn auch im Offenstall in der Prairie brauchen die Pferde neben Gras unbedingt Heu und auch Stroh als Futterbeigabe.